Bob Wayne ist die musikalische Entsprechung von
Filmen wie „Smokey and the Bandit“
oder „Gator“: Der Moonshine fließt in Strömen, man defloriert die Tochter vom
Scherriff, fährt auf achtzehn Rädern wild johlend den Bullen davon, jede Menge
Herzen und Autos gehen zu Bruch und am nächsten Morgen wacht man mit einem riesen
Kopf im Bezirksgefängnis auf. Eine Huldigung abgedroschener Männlichkeitsideologien?
Vielleicht. Ein Mordsspaß? Auf jeden
Fall! So auch beim Konzert des urwüchsigen Country-Musikers in der AltenHackerei.
Punkt 22.45, lediglich
eine Dreiviertelstunde später als angekündigt, schlurft eine Bande bärtiger Hinterweltler
in ausgelatschten Cowboystiefeln auf die Bühne: Der Mann an der Gitarre trägt
Baseballmütze zur weinrot getönten Kassenbrille und hat seine Fender Telecaster
vermutlich im 40-Tonner statt im Instrumentenkoffer aufs Schlachthofgelände
transportiert (nichtsdestotrotz entpuppt er sich im Verlauf des Abends als
einer der feinsten Picker seit Curtis Loew). Der Schlagzeuger schlupft barfuß
aus den Boots und sieht mit seiner brustlangen weißen Gesichtsbehaarung und dem
Militärkäppi aus, als habe er bis vor kurzem noch als Kanonier im
Sezessionskrieg gedient – bei den Konföderierten, versteht sich. Der
Bassspieler und die Geigerin schließlich, wohnen aufgrund ihrer White
Trash-Ästhetik vermutlich nicht nur wenn sie auf Tour sind im Bus. „Dass die
immer mit solchen Bärten rumlaufen, unvorstellbar“, murmelt eine entgeisterte
Besucherin.
Bob Wayne himself, speckige
Lederweste um den fülligen Leib, Piratentuch um den eher kleinen Kopf, stapft
schließlich als letzter herbei. „Egal, ob wir vor 20 oder 20 000 Leuten
spielen, es gibt jeden Abend dieselbe Show“, brüllt er. Ob Wayne und seine
Leute schon einmal vor so vielen Menschen gespielt haben oder je spielen werden,
darf getrost bezweifelt werden. Aber Alarm machen sie als ob. Der Etatmäßige
Trunkenbold am Tresen reist schon erschreckt die trüben Augen auf.
„Im Himmel gibt es keine Diesel-Trucks“, singt Wayne
oder davon, dass man von Hexen und Polizistinnen besser die Finger lassen soll.
Ganz klar: der Mann weiß Bescheid! Die meisten seiner eher konventionell gestrickten
Country-Songs, die sich irgendwo zwischen Hank III und den traditionelleren
Sachen von Shooter Jennings einordnen lassen, sind eigentlich zu schnell für
einen Mann, der den Schriftzug der Band Neurosis (sie gelten als Heroen
atmosphärischer Schneckenmusik) auf den Unterarm tätowiert hat. Und spielt er
doch einmal ein gefühlvolles Lied, heißt es „Love Songs Suck“. Danach geht´s,
boom-chicka-boom, gleich mit Vollgas weiter. Auf Bob Waynes Highway ist immer
die Hölle los.
Auf Dauer wirkt das ein wenig ermüdend, besteht der
Charme amerikanischer Volksmusik ja nicht zum unerheblichen Teil darin, dass
man als Hörer eine Geschichte erzählt bekommt; sei sie anrührend, spannend oder
aus dem Leben gegriffen. Aber Geschichten sind Bob Waynes Sache nicht, ein
echter Outlaw ist eben immer auf der Flucht. Der Arm des Gesetzes ist
lang.
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