Wer unter den Fantastischen Vier des Folk, Crosby, Stills,
Nash & Young, bislang nur den grauen Wolf Neil des Altersgrimms für fähig
hielt – in Wahrheit trägt er seinen Missmut natürlich schon in sich, seit seine
Mutter Rassy abstillte – wird nun eines besseren belehrt: Ausgerechnet der
heitere Stephen Stills legt gemeinsam mit seiner Band The Rides ein Bluesalbum
vor. „Can´t Get Enough“ (Provogue/Mascot/Rough
Trade, VÖ: 23.8.) enthält Delta Blues, Chicago Blues, Jump Blues, hemdendurchschwitzenden
Rhythm’n’Blues und fiesen Alte-Männer-Blues. Aber was noch wichtiger
ist, und viele haben das vergessen, Blues isböse – dieser hier ganz besonders!
Nicht einmal vor “Search And Destroy” von den Stooges
schreckt Stills schreckt zurück. Das überrascht zunächst, doch dann wird einem wieder
mal klar, wie viel Soul im Material der Garage Rock-Pioniere steckt. Auch
seinem grimmigen Bruder Young huldigt Stills, mit einer lederbekleideten
Version von „Rockin´ In The Free World“, die einem ordentlich den Fahrtwind durch
die Haare bläst, yeah!
Zwar klingt das ganze Album mehr nach Blind Faith, als, wie
von Stills behauptet, nach 40er- oder 50er-Jahre-Blues, aber sei´s drum. Denn
anders als die vielen Blender und Nachspieler im Blues-Bereich, liefern Stills,
der neben seinem wie immer delikaten Gitarrenspiel auch mit seiner nölig hohen,
aber dennoch ausdrucksstarken Stimme überzeugt, und seine Kumpane, darunter Singer/Songwriter
Kenny Wayne Shepherd und Keyboard-Legende Barry Goldberg, wirklich authentischen
Sound, der aber keineswegs angestaubt klingt.
Die schlachterprobten Veteranen spielen sich ohne jeden Zynismus freudig den den Arsch ab.Wer eine Auszeit vom unpersönlichen Hau-drauf-Blues der
Marke Bonamassa braucht, der ist hier genau richtig. Denn über „Can´t Get
Enough“ lässt sich nur eines sagen: saugut, baby!
The Rides: Stephen Stills, Barry Goldberg und Kenny Wayne Shepherd |
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