Mittwoch, 14. August 2013

Musical-Spaß im Bibelkreis - Powerwolf "Preachers of the Night"


Also ganz ehrlich: Als ich die Neue Powerwolf im Auto in den CD-Spieler schob, habe ich nach wenigen Sekunden Laufzeit erst mal beschämt das Fenster hochgefahren – trotz Hitze. Um beim Cruisen die Umgebung zu beschallen, war mir der unfassbar theatralische Keyboard-Bombast des saarländisch-rumänischen Joint Ventures um Operetten-Pope Attila Dorn dann doch irgendwie zu peinlich. 
Man könnte auch darüber streiten, ob dieses Potpourri aus biblischen Versatzstücken und auf Groschenroman-Niveau verarbeiteten Mythen (hauptsächlich Werwölfe), das die Band auf ihrem fünften Longplayer „Preachers of the Night“ (Napalm Records) bietet, überhaupt als Metal durchgeht. Denn dafür wäre zumindest nach meinem Verständnis noch immer obligatorisch, dass dem Song ein markantes Riff zugrunde liegt. Nicht, dass es bei Powerwolf keine verzerrten Gitarren gäbe, aber das Axt-schwingende Duo, Charles und Matthew Greywolf, beschränkt sich meist darauf, Dorns mit voluminösem Operngesang vorgetragene, zugegebenermaßen sehr eingängige Gesangslinien und diverse Kirchenorgeln rhythmisch zu hinterlegen. 
Gründe genug also, die Scheibe sofort in die Tonne zu kloppen. Hätte ich das bibelfeste Quintett nicht kürzlich live auf dem WOA erlebt und mich ziemlich gut amüsiert: Dorn, optisch eine Mischung aus Hunnenkönig und Orthodoxem Priester, trug bei 40 Grad Hitze, die schließlich selbst Lemmy in die Knie zwangen, ungerührt schwarze Pluviale und Soutane. Machte mit osteuropäischem Akzent, der seine skurrile Erscheinung herrlich abrundete, allerlei Witzchen („Ich chabbe mit Pätrrus gesprrochen, err soll Wacken nicht absaufen lassen. Und äs chat funktionirrt.“) und erwies sich auch sonst als begnadeter Entertainer, Entschuldigung, Laienprediger. 
Fasst man Powerwolf als so unernsten wie unterhaltsamen Musical-Spaß im Spannungsfeld zwischen Fantom der Oper-Kitsch, Running Wild-Geschunkel, Helloween-Klamauk und The Nights of the new Crusade-Glaubensverständnis (“Ain´t no monkeys in my family tree”) auf, kann man an einer Bibelstunde mit den kalkgesichtigen Messdienern aus Saarbrücken also durchaus seine Freude haben. Einen weiteren Spaßpunkt gibt´s für die limitierte Altar-Edition von „Preachers oft he Night“. Komplett mit Triptychon, schwarzen Kerzen (plus Halter!) und magischem Amulett-Anhänger – erhältlich für schlappe 130 Euro. 


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