Fotos (2): Promo |
Während Ruggiero mit seiner
Hauptband im wesentlichen Rocksteady, Dub und Garage Rock spielt, bringt er auf
sich gestellt üblicherweise vorwiegend Soul-, Country-
und Blues-Stücke. Das erinnert an die minimalistischen
Sachen von Dion, der ja ebenfalls aus New York stammt, und animiert dazu,
Burbon, Scotch und Bier im Wechsel zu trinken.
Äußerlich gibt Ruggiero mit Strohhut und 1000
Mile-Boots den liebenswerten Herzensbrecher-Hobo, der mit verwegenem
Landstraßen-Charme die Damen nervös macht. Immer die passende Geschichte auf
den Lippen, die, wohlwissend, dass alles erstunken und erlogen ist, jeder gerne
glaubt. Weil die Welt eine bessere wäre, wären die mit typischem Bronx Akzent
vorgetragenen Märchen war („Wenn ich den Leuten erzähle, ich war in Karlsruhe,
sagt jeder, Karlsruhe, ja klar, kenn ich!“).
Eine feste Setlist gibt es nicht. Ruggiero spielt,
was ihm gerade in den Sinn kommt. Meist greift er dabei auf Slackers-Songs
zurück, die er mit gutturaler aber wohlklingender Stimme vorträgt – schließlich
hat der Mann schon als Kind an der Metropolitan Opera gesungen. „Married Girl“,
ein leichtfüßiger Rumba, oder eigene Stücke wie der beschwingte Calypso-Blues
„Eye Of The Beholder“ oder die Folk-Perle „Innocent Girl“ bestehen problemlos
neben Evergreens wie “I Don't Want To Set The World On Fire” von den
Ink Spots. “Ein Song”, so wird mir mit leuchtenden Augen erklärt, “wie ihn jede
Frau hören will“. Oder Madonnas „Like a Virgin“, was man, wie
Ruggiero beweist, auch „gescheid“ spielen kann. Songs schreiben kann der Mann.
Zwischendurch fragt Ruggiero einfach das Publikum:
„What ya wanna hear?“ Auf „Highway to Hell“ hat Vic dann zwar keine Lust, weil
er “vor der Show etwa fünf Pfund Schweinefleisch” gegessen hat. „Polk Salad
Annie“ vom Swamp Fox Tony Joe White hat er auch nicht auf der Pfanne, schüttelt
dann aber irgendwas aus dem Ärmel, was genauso anfängt und genauso sumpfig ist.
Mitten
im Song spinnt er den Faden dann weiter, erzählt ein wenig von Straßen, Zügen
und Krautsalat, webt flugs noch CCRs „Suzi Q“ ein und endet seinen Vortrag mit
dem Vorsatz, niemals nachhause gehen zu wollen.
Einer hält Ruggiero einfach das Smartphone ans Ohr
und der spielt, was er hört.
Ein ungetrübter Konzertspaß also? Fast! Nach etwa
einer Stunde hat sich dann doch wieder der Lärmteufel hinters Mischpult
geschlichen und die Ohrstöpsel müssen rein. Sorry Lemmy!
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