Foto: Promo |
Rasselnd wie sperrig rockt das Instrumentaltrio. Bässe,
klickernd und pluckernd, wie ein fetter Dieseltruck mit defekter Kupplung,
Drums wie aus dem Bolzenschussgerät, wie brünftiges Rotwild röhrende Gitarren. Hibbelig,
wie vom Fieber geschüttelt, wirkt dieser Krautpunk – doch gleichzeitig düster.
Veranstaltet wird das stroboskopische Kesseltreiben von Typen, die in ihren
vergilbten Hemden und Anzügen aus dem Diakonie-Kaufhaus aussehen, als
verbrächten sie ihre Freizeit bevorzugt in zwiebelmustertapezierten
Bahnhofsgaststätten und mit Häkelvorhängen abgedunkelten Spielotheken. Dazu
gibt es zwei Hintergrundsängerinnen in Schuluniformen, die gekonnt immer einen
Halbton danebenliegen (die Sängerinnen, nicht die Uniformen).
Davor schiebt sich Sänger und deutsches Szene-Urgestein Jens
Rachut am Bühnenrand hin und her. Unter
der tiefsitzenden Burschenschaftsmütze des etwas speckigen Hühnen wuchern strohige
Strähnen hervor. Wie unter Strom beginnen sie zu zittern, sobald der bald
60-Jährige mit vorgeschobenem Unterkiefer wieder einen Schwall unergründlich
freakhafter Verse, die meist an der Grenze zum Dadaismus entlangschrammen
(Nicht nur darin erinnert das Hautschutzkommando an die Ur-Politrocklyriker Checkpoint
Charlie), herausschreisingt.
Es geht um Existenzen, die nur dank des nikotingelben
Kneipenlichtes unter dem sie Dahinvegetieren überhaupt eine
Gesichtsfarbe haben. Und denen selbst der Tod nichts zu sagen hat,
während sie durch sternenkalte Nächte irren oder ohne Geld und ohne Strom in
ihren jämmerlichen raureifbedeckten Hartz IV-finanzierten vier Wänden hocken.
So viel lässt sich heraushören.
Die SPD-Granden sollten sich Rachuts bissig herausgebellte
Kommentare als Vorbereitung für etwaige Koalitionsverhandlungen mit der Union
einmal zu Gemüte führen. Dann setzten die Genossen vielleicht die richtigen
Prioritäten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen