Dienstag, 1. Oktober 2013

Newcomer-Bands machen immer dieseleben Fehler - Eine kleine Rock-Fibel für heranwachsende Musiker


Eddie bist Du´s? - Adoney hauchen dem Grunge-Rock neues Leben ein. Foto: Promo
Am vergangenen Samstag startete das Karlsruher New Bands-Festival im Kulturzentrum Tempel in die Saison 2013/14. Auf die Siegerband wartet – neben vielen anderen Preisen – ein Slot zu bester Sendezeit auf der Hauptbühne von „Das Fest“. Klar ist aber auch, dass es sich beim „New Bands“  um einen Wettbewerb handelt und es daher Manche nie auf die Bühne gegenüber der beeindruckenden Kulisse des „Mount-Klotz“ schaffen werden. Oft, so lehrt die langjährige Erfahrung als Jurors, sind daran die ewig gleichen Fehler schuld, die unerfahrene Bands in den Vorrunden machen. Daher hier – zum Auswendiglernen – die kleine Rockfibel für den heranwachsenden Musiker:

1) Enthalte dich Publikumsanimationen (Aufforderung zum Mitklatschen) und Mitsingspielen (und jetzt alle: ouuhaaahuahu), die Du dir im Fernsehen oder bei Konzerten deiner Vorbilder abgeschaut hast. Das geht mangels Beteiligung der Zuhörer meistens kläglich in die Hose und wirkt dann einfach nur peinlich. Später, wenn Du in den großen Hallen und Stadien auftrittst, wirst Du für solche Kapriolen noch reichlich Gelegenheit haben.

2) Versuche nicht, möglichst viele Stile abzudecken. Crossoverhiphopfunkdeathjazzpunk will niemand hören (und selbst wenn, Du kannst es nicht spielen, weil Du nicht dieselben Mitmusiker zur Verfügung hast wie zum Beispiel Frank Zappa). In ihrer raren Freizeit gehen Leute bevorzugt zu Veranstaltungen, auf denen ihre Lieblingsstilrichtung gespielt wird. Meistens ist das entweder Pop ODER Metal, selten alles wild durcheinander gewürfelt.

3) Die Langeweile ist dein Freund! Spiele daher NIE deine neuesten Songs. Denn logischerweise kannst Du neues Material nicht so gut meistern, wie Lieder, die Du schon oft geprobt und auf der Bühne gespielt hast. Bloß weil Du es eintönig findest, an zehn Abenden hintereinander dieselbe Setlist runterzuspielen, ist es für das Publikum noch lange nicht langweilig. Es sieht deine Show im Zweifel zum ersten Mal. Am besten greifst Du auf daher Songs zurück, die bei vorangegangenen Auftritten schon mal Anklang gefunden haben. Je weniger Du dich auf dein Spiel konzentrieren musst, desto souveräner wirkst Du auf der Bühne. Keine professionelle Band wird je einen Titel aufführen, den sie erst am Tag zuvor fertiggestellt hat. Außerdem ist der jüngste Song nicht immer automatisch der beste, auch wenn jeder Musiker das natürlich glauben will.

4) Spiele niemals ein Solo, wenn du dazu technisch nicht wirklich in der Lage bist. Viele Musiker haben es auch ohne Virtuosität zu Weltruhm gebracht.

5) Rede nicht, spiele. Du hast nur eine halbe Stunde Zeit. Diese solltest Du nicht mit ausufernden Ansagen oder politischen Stellungnahmen vergeuden. Wie deine Mitspieler heißen und wie gute Freund ihr seid, interessiert kein Schwein.  Du willst mit deiner Musik überzeugen, also solltest Du möglichst viele Songs in deinem Set unterbringen.

Doch nun zurück zum eigentlichen Geschehen: Exility fiel die etwas undankbare Aufgabe zu, als erste Band des Abends anzutreten. (Es hat sich beim Publikum leider eingebürgert, erst zum Auftritt des eigenen Favoriten zu erscheinen, was der Grundidee der Veranstaltung entspricht. Es geht ja nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum, dass Bands die Möglichkeit bekommen, vor einem größeren Publikum zu spielen.) Ihr Los bewältigten die Metaller aus der Pfalz, die schon im vergangenen Jahr teilnahmen, aber mit Bravour. Spieltechnisch rumpelt es bei dem Quintett zwar noch gehörig, aber Einsatzfreude und die beeindruckende Röhre von Joaqin Mikolayczak stehen auf der Habenseite. Etwas aparter gingen Psideffct zu Werke: die vier Karlsruher präsentierten akzentfreien Hardrock – solide und unaufdringlich. Ganz anders Adoney, denen man in Anbetracht ihrer Performanz das Durchschnittsalter von 17 Jahren schier nicht abnehmen wollte. Trotz vieler Referenzen an Bands der frühen 90er wie Soundgarden, Alice in Chains oder auch Selig, wirkte der sehr erdige Rock des Quartetts frisch und dynamisch wie ein neuer Morgen. Hinzu kamen Instrumentenbeherrschung und Authentizität. Ein ganz heißer Anwärter auf den Newbands-Thron. Für die Metalcoreler In Plastic kein leichtes Unterfangen hier nachzulegen. Doch der Fünfer beeindruckte mit hohen Groove-Faktor und einer brachialen, sauber durchchoreografierten Show – und ließ sich auch von einem Stromausfall nicht aus dem Konzept bringen. Punch´n Kisses, die extra aus dem Nordschwarzwald angereist waren, sorgten mit ihrem luftigen aber noch etwas unausgegorenen Folk-Rock für einen netten Ausklang.
Als Tagessieger lösten Adoney das direkte Ticket fürs Finale im kommenden Jahr. Psideeffekt und In Plastic sehen sich als Juryzweiter und Publikumssieger am 21.12. bei der Zwischenrunde im Substage wieder. Die nächsten Vorrundentermine des New Bands-Festivals sind Samstag, 26.10., Jubez und 23.11., Substage.



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