Eddie bist Du´s? - Adoney hauchen dem Grunge-Rock neues Leben ein. Foto: Promo |
Am vergangenen Samstag startete das Karlsruher New Bands-Festival im
Kulturzentrum Tempel in die Saison 2013/14. Auf die Siegerband wartet – neben
vielen anderen Preisen – ein Slot zu bester Sendezeit auf der Hauptbühne von
„Das Fest“. Klar ist aber auch, dass es sich beim „New Bands“ um einen
Wettbewerb handelt und es daher Manche nie auf die Bühne gegenüber der
beeindruckenden Kulisse des „Mount-Klotz“ schaffen werden. Oft, so lehrt die
langjährige Erfahrung als Jurors, sind daran die ewig gleichen Fehler schuld,
die unerfahrene Bands in den Vorrunden machen. Daher hier – zum Auswendiglernen
– die kleine Rockfibel für den heranwachsenden Musiker:
1) Enthalte dich Publikumsanimationen (Aufforderung zum Mitklatschen) und
Mitsingspielen (und jetzt alle: ouuhaaahuahu), die Du dir im Fernsehen oder bei
Konzerten deiner Vorbilder abgeschaut hast. Das geht mangels Beteiligung der
Zuhörer meistens kläglich in die Hose und wirkt dann einfach nur peinlich.
Später, wenn Du in den großen Hallen und Stadien auftrittst, wirst Du für
solche Kapriolen noch reichlich Gelegenheit haben.
2) Versuche nicht, möglichst viele Stile abzudecken.
Crossoverhiphopfunkdeathjazzpunk will niemand hören (und selbst wenn, Du kannst
es nicht spielen, weil Du nicht dieselben Mitmusiker zur Verfügung hast wie zum
Beispiel Frank Zappa). In ihrer raren Freizeit gehen Leute bevorzugt zu
Veranstaltungen, auf denen ihre Lieblingsstilrichtung gespielt wird. Meistens
ist das entweder Pop ODER Metal, selten alles wild durcheinander gewürfelt.
3) Die Langeweile ist dein Freund! Spiele daher NIE deine neuesten Songs.
Denn logischerweise kannst Du neues Material nicht so gut meistern, wie Lieder,
die Du schon oft geprobt und auf der Bühne gespielt hast. Bloß weil Du es
eintönig findest, an zehn Abenden hintereinander dieselbe Setlist
runterzuspielen, ist es für das Publikum noch lange nicht langweilig. Es sieht
deine Show im Zweifel zum ersten Mal. Am besten greifst Du auf daher Songs
zurück, die bei vorangegangenen Auftritten schon mal Anklang gefunden haben. Je
weniger Du dich auf dein Spiel konzentrieren musst, desto souveräner wirkst Du
auf der Bühne. Keine professionelle Band wird je einen Titel aufführen, den sie
erst am Tag zuvor fertiggestellt hat. Außerdem ist der jüngste Song nicht immer
automatisch der beste, auch wenn jeder Musiker das natürlich glauben will.
4) Spiele niemals ein Solo, wenn du dazu technisch nicht wirklich in der Lage
bist. Viele Musiker haben es auch ohne Virtuosität zu Weltruhm gebracht.
5) Rede nicht, spiele. Du hast nur eine halbe Stunde Zeit. Diese solltest
Du nicht mit ausufernden Ansagen oder politischen Stellungnahmen vergeuden. Wie
deine Mitspieler heißen und wie gute Freund ihr seid, interessiert kein
Schwein. Du willst mit deiner Musik überzeugen, also solltest Du
möglichst viele Songs in deinem Set unterbringen.
Doch nun zurück zum eigentlichen Geschehen: Exility fiel die etwas
undankbare Aufgabe zu, als erste Band des Abends anzutreten. (Es hat sich beim
Publikum leider eingebürgert, erst zum Auftritt des eigenen Favoriten zu
erscheinen, was der Grundidee der Veranstaltung entspricht. Es geht ja nicht
nur ums Gewinnen, sondern auch darum, dass Bands die Möglichkeit bekommen, vor
einem größeren Publikum zu spielen.) Ihr Los bewältigten die Metaller aus der
Pfalz, die schon im vergangenen Jahr teilnahmen, aber mit Bravour.
Spieltechnisch rumpelt es bei dem Quintett zwar noch gehörig, aber Einsatzfreude
und die beeindruckende Röhre von Joaqin Mikolayczak stehen auf der Habenseite.
Etwas aparter gingen Psideffct zu Werke: die vier Karlsruher präsentierten
akzentfreien Hardrock – solide und unaufdringlich. Ganz anders Adoney, denen
man in Anbetracht ihrer Performanz das Durchschnittsalter von 17 Jahren schier
nicht abnehmen wollte. Trotz vieler Referenzen an Bands der frühen 90er wie
Soundgarden, Alice in Chains oder auch Selig, wirkte der sehr erdige Rock des
Quartetts frisch und dynamisch wie ein neuer Morgen. Hinzu kamen
Instrumentenbeherrschung und Authentizität. Ein ganz heißer Anwärter auf den
Newbands-Thron. Für die Metalcoreler In Plastic kein leichtes Unterfangen hier
nachzulegen. Doch der Fünfer beeindruckte mit hohen Groove-Faktor und einer
brachialen, sauber durchchoreografierten Show – und ließ sich auch von einem
Stromausfall nicht aus dem Konzept bringen. Punch´n Kisses, die extra aus dem
Nordschwarzwald angereist waren, sorgten mit ihrem luftigen aber noch etwas unausgegorenen Folk-Rock für einen
netten Ausklang.
Als Tagessieger lösten Adoney das direkte Ticket fürs Finale im kommenden
Jahr. Psideeffekt und In Plastic sehen sich als Juryzweiter und Publikumssieger
am 21.12. bei der Zwischenrunde im Substage wieder. Die nächsten
Vorrundentermine des New Bands-Festivals sind Samstag, 26.10., Jubez und
23.11., Substage.
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