Mittwoch, 9. Oktober 2013

Ein guter Schluck zur Blauen Stunde - Spiralarms verschneiden das Beste aus Stoner- und Retrorock

„Der Inbegriff einer rassigen Rockgruppe“, die „ein wahres Feuerwerk an fabelhaften Rocksongs“ entfache, die „jeden Muskel im Körper zum Zucken bringen“. Beim Anpreisen von „Freedom“ (Steamhammer), dem zweiten Album von Spiralarms, ergeht sich die Plattenfirma förmlich in Lobeshymnen. Tatsächlich füllt das US-Sextett  auch nur alten Wein in neue Schläuche: Die Straßenrocker-Wucht von Orange Goblin, die Hammond-getriebene Retro-Note der Spiritual Beggars, die repetitiv-hypnotische Kraft von Kyuss und den düster melodischen Hardrock-Fuzz aus dem Alice In Chains-Backkatalog – allein die langen Jahre, die Gitarrist Craig Locicero bei den Thrashmetallern Forbidden zubrachte, finden hier keinen stilistischen Widerhall. 
Fotos (2): Promo
Man könnte die eingangs zitierten Sätze also als die übliche werbliche Bramarbasiererei abtun, legten die schlagbehosten Nordkalifornier bei der Zusammenstellung ihrer musikalischen Cuvée nicht eine solche Raffinesse an den Tag. Schon der Eröffnungssong „Dropping Like Flies“ schiebt sich in den Gehörgang wie ein Großbohrgerät aus dem Tunnelbau. „Hold Me To The Sky“ wäre auch auf einem der ersten vier Black Sabbath-Alben nicht weiter (negativ) aufgefallen. „Exit 63“ führt direkt in Wüste im Hinterland von LA, wo früher nächtens QOTSA-Mann Josh Homme und Konsorten ihr Unwesen trieben. Und „I Lay Low“, eine gelungene Verbeugung Richtung Südstaaten zum Schluss,  gemahnt gar an Lynyrd Skynyrds Hymne an die Schlichtheit, „Simple Man”. Alter Wein, ja, aber als gepflegter Schluck zur Blauen Stunde, genau das richtige.

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