Donnerstag, 24. Oktober 2013

Spinnweben in den Ohren - IMR waven im Substage Karlsruhe

Der vergangene Freitagabend begann mit einem Rückschlag: Shy Guy At The Show sagten ihren Auftritt im Substage ab. Gitarrist David Emmling sei von einer so hinterhältigen Grippe niedergestreckt worden, dass es ihm unmöglich sei, zu spielen, verkündeten die grandiosen Karlsruher No Wave-Schöngeister auf ihrer Internetzseite. Dementsprechend blieben die SGATS-Fans offenbar gleich ganz zu Hause, so dass die anderen Bands auf dem Billing vor recht magerer Kulisse spielen mussten. Ein Fehler, denn insbesondere der Synth-Dark-Pop von I.M.R. hätte auch bei den Anhängern der Scheuen Jungs Anklang gefunden.
Den Anfang machten Runway Lights mit leicht abgedunkelten Indie-Rock. Richtig Nacht wird es dann bei I.M.R.: Das Quartett aus Karlsruhe, das ohne Schlagzeuger antritt, verbreitet mit seinen Keyboards und Synthesizern derart authentisches 80er Flair – bis hin zu den unverfälschten Krähennester-Frisuren –, dass einem vom bloßen Zuhören die Spinnweben aus den Ohren wachsen. Soft Cell, Depeche Mode, D.A.F. und Talking Heads geben sich die Kirchhoftürklinke in die kalte bleiche Hand, so dass man sich gar nicht entscheiden mag zwischen drei Schritte Totengräber-Tanz und Leichenstarre. Da möchte man glatt auf dem nächstgelegenen Friedhof die Grüfte öffnen und schöne Tote küssen.  Schließlich kommt im Saal, der fast so leer ist wie eine spiegelwand beim Tanz der Vampire, sogar so etwas wie Stimmung aufkommt. Eine beachtliche Leistung!
Das einzige was zwischen den seit den frühen 90er Jahren aktiven I.M.R. und einer Weltkarriere steht, ist der Umstand, dass die Musiker keine 17-jährigen Mädchen sind. Aber mit viel harter Arbeit lässt sich das binnen der nächsten 20 Jahre Bandgeschichte vielleicht noch ändern.

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