Der vergangene Freitagabend begann mit einem Rückschlag: Shy Guy At The Show sagten ihren Auftritt im Substage ab. Gitarrist David Emmling sei von
einer so hinterhältigen Grippe niedergestreckt worden, dass es ihm unmöglich
sei, zu spielen, verkündeten die grandiosen Karlsruher No Wave-Schöngeister auf
ihrer Internetzseite. Dementsprechend blieben die SGATS-Fans offenbar gleich
ganz zu Hause, so dass die anderen Bands auf dem Billing vor recht magerer
Kulisse spielen mussten. Ein Fehler, denn insbesondere der Synth-Dark-Pop von I.M.R. hätte auch bei den Anhängern der Scheuen Jungs Anklang gefunden.
Den Anfang machten Runway Lights mit leicht abgedunkelten
Indie-Rock. Richtig Nacht wird es dann bei I.M.R.: Das Quartett aus Karlsruhe,
das ohne Schlagzeuger antritt, verbreitet mit seinen Keyboards und Synthesizern
derart authentisches 80er Flair – bis hin zu den unverfälschten
Krähennester-Frisuren –, dass einem vom bloßen Zuhören die Spinnweben aus den
Ohren wachsen. Soft Cell, Depeche Mode, D.A.F. und Talking Heads geben sich die
Kirchhoftürklinke in die kalte bleiche Hand, so dass man sich gar nicht
entscheiden mag zwischen drei Schritte Totengräber-Tanz und Leichenstarre. Da
möchte man glatt auf dem nächstgelegenen Friedhof die Grüfte öffnen und schöne
Tote küssen. Schließlich kommt im Saal,
der fast so leer ist wie eine spiegelwand beim Tanz der Vampire, sogar so etwas
wie Stimmung aufkommt. Eine beachtliche Leistung!
Das einzige was zwischen den seit den frühen 90er Jahren
aktiven I.M.R. und einer Weltkarriere steht, ist der Umstand, dass die Musiker
keine 17-jährigen Mädchen sind. Aber mit viel harter Arbeit lässt sich das
binnen der nächsten 20 Jahre Bandgeschichte vielleicht noch ändern.
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