Donnerstag, 31. Oktober 2013
Eines langsamen Todes sollt ihr sterben! - Avatarium, das neue Projekt von Candlemass-Mastermind Leif Edling
Einen weithin sichtbaren Warnhinweis müsste das
Premierenalbum von Avatarium (Nuclear Blast/Warner, VÖ: 1.11.) eigentlich tragen. Ähnlich den berüchtigten
„Parental Advisory—Explicit Content“-Aufklebern, mit denen Plattenfirmen in den USA Veröffentlichungen mit anstößigen Inhalten
kennzeichnen. „Hörer, lege mich auf und Du sollst eines langsamen Todes sterben!“,
sollte in schwarz-weißem Schriftdesign darauf zu lesen sein. Denn Leif Edling,
der hier die kreativen Fäden spinnt, ist einer der letzten Großmeister des nekromantischen
Musizierens. Seit Mitte der 80er pflegt der schwedische Bassist und
Songschreiber mit seiner Band Candlemass
einen auf den zyklopischen Fundamenten von Black Sabbath errichteten,
basaltischen Monumental-Metal, der ihm den Status eines pater ecclesiae des Epic-Doom-Genres eingebracht hat. Mit seiner Hauptband will
Edling keine Platten mehr aufnehmen, weil sich das finanziell angeblich nicht
mehr lohnt oder er der immer wieder auftretenden personellen Querelen
überdrüssig ist (Einen adäquaten Ersatz für den genialen, stets in Mönchskutte
gewandeten, aber menschlich schwierigen Messiah Marcolin zu finden, haben
Candlemass nie vermocht). Kreativ betätigen will sich Edling offenbar aber
weiterhin. So hat er mit ein paar erfahrenen Landsleuten wie dem Gitarristen
Marcus Jidell (Royal Hunt, Evergrey), dem Tiamat-Schlagzeuger Lars Sköld und
seinem alten Weggefährten Carl Westholm, der auch schon bei Edlings Stammband
Keyboards beisteuerte, zusammengetan. Das Avatarium nicht gerade in
Richtung Speed Metal tendieren, versteht sich dabei von selbst. Das es
stilistische Parallelen zu Candlemass gibt, ebenso. Den Hauptunterschied macht Sängerin Jennie-Ann
Smith. Als eine Art Schwarzelbenversion von Kylie Minogue verleiht sie dem
Material eine unglaubliche Dramatik. Ohne je in den kitschigen Operetten-Metal
von Nightwish und Konsorten abzugleiten. Schon der Opener „Moonhorse“ kriecht
wie ein düsterer (!) Bastard aus „Sabbath Bloody Sabbath“, „Stargazer” und
„Where The Wild Roses Grow” aus den Lautsprechern. Gegen das pechschwarze,
leicht psychedelisch eingenebelte „Boneflower“, nehmen sich selbst die
Teufelsanbeter von The Devil´s Blood wie eine kindische Hexenbrett-Spielerei aus.
Der Rausschmeißer „Lady In The Lamp“ ist fast so episch wie ein Rainbow-Konzert
auf dem Caradhras in Tolkiens mythischem Nebelgebirge. Ohne Zweifel das erhabenste
Edling-Werk seit dem 2007er Comeback-Album „King Of The Grey Islands“ – wenn
nicht seit „Tales Of Creation“, dem letzten Element der heiligen Dreialbenheit
des orthodoxen Candlemassianismus der 80er.
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