Bruce Dickinson wird das Bonmot zugeschrieben, es gebe zwei Arten von Musik: „Heavy Metal und Bullshit“. So weit wie der Frontmann der Genre-Säulenheiligen Iron Maiden muss man in der Herabwürdigung anderer musikalischer Präferenzen indes nicht gehen, um zu der Auffassung zu gelangen, die Kategorie Postrock sei nichts anderes als ein Feigenblatt für bemützte, Nerdbrillen tragende, Sensibelchen, denen man Pomp und Pathos richtigen echten Metals niemals abnehmen würde. Zu oft erschöpft sich das musikalische Schaffen so etikettierter Bands in ereignisarmen Spaziergängen durch sogenannte „Klanglandschaften von epischer Weite“ und gespreiztem Nix-Passiert-Gedudel. Bei Long Distance Calling hingegen lässt sich das Präfix „Post“ so interpretieren, dass hier gehörig die Post abgeht. So geschehen am vergangenen Dienstag im ausgesprochen gut besuchten Substage.
Doch zunächst zu einer „No
Bullshit-Band“ im reinen dickinsonschen Sinne. Audrey Horne stehen für alles,
was Metal einmal ausmachte: lange Haare haben, laute Musik hören, Bier trinken und den hippen Kids, die
modischer gekleidet, sportlicher, besser in der Schule und beliebter sind,
sowie jedem, der darauf drängt, es diesen Strebern gleichzutun, den
Mittelfinger zu zeigen – also praktisch allen. Musikalisch wandeln die Norweger
folglich auf ausgetretenen Pfaden. Mal treten sie in die Fußstapfen von Maiden
(„This Ends Here“), mal von Whitesnake („There Goes a Lady“), mal Ozzy Osbourne
(„Blaze Of Ashes“). Trotz ihrer Zitierfreude sind Audrey Horne keine
Plagiatoren oder gar Parodisten wie Steel Panther. Zum einen können sie richtig
gute Songs schreiben, zum andern verpasst Frontmann Torkjell Rød mit seiner punkigen Optik der Band extra Kante.
Zur
ernsthaften Partymusik von Audrey Horne bieten Solstafir das totale
Kontrastprogramm. Ihr verwaschener Genremix aus Black Metal, Psychedelia und,
hach ja, Postrock lässt wegen seinen halligen Gitarren und Walgesang-Synthies
an eine deprimierte Version von Hawkwind denken. Ein Händchen für Stimmungen
lässt sich der Band zwar nicht absprechen, aber auf Dauer ist der
hypochondrische Atmo-Rock der bärtigen Isländer doch ziemlich fade.
Langweilig
wird es bei Long Distance Calling dagegen zu keiner Sekunde. In ihren technisch
so brillant wie mitreißend gespielten Instrumental-Songs verbinden die
Münsteraner Classic Rock, Metal, Alternative und Prog. In dieser euphonischen Wundertüte finden sich packende Speed Metal-Riffs genauso
wie enthusiasmierende Jumpcore-Grooves vom Schlage Rage Against The Machine
oder eine epische Orientnote wie bei Rainbow. Mit Martin „Marsen“
Fischer (Pigeon Toe, Ex-Fear My Thoughts) hat man dazu einen Sänger angeheuert,
der mit seinen an Mike Patton geschulten Melodielinien das eine oder andere
Stück auflockert. Was bleibt den Fans da
anderes übrig, als ein Stück nach dem anderen rhythmisch abzunicken? Das
ist vielleicht nicht hundert Prozent Metal, aber null Prozent Bullenscheiße!
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