Donnerstag, 21. März 2013

Harmful sind der Indie-Hulk

„In“ im Sinne hinterm Horizont weitergehender Kokslinien und Ozeanen kreischender Mädels waren Harmful noch nie. Nicht einmal in den 90ern, als sie es eigentlich unbedingt hätten sein müssen. Da stand die Worterweiterung „Indie“ noch für Unbestechlichkeit und Widerstand und der musikalische Underground war noch nicht von Typen bevölkert, die mit dickeren Tränensäcken als Eiern herumlaufen. Dass die Frankfurter heute „out“  seien, lässt sich von daher nicht sagen. Ob man angesichts von etwa fünfzig Aufrechten, welche die Noiserocker am vergangenen Freitag ins Substage zogen, allerdings noch von künstlerischer Integrität oder schon von Masochismus sprechen muss, darüber ließe sich streiten.
Was die Anwesenden allerdings erleben durften, war nicht Selbstquälerei einer Band, sondern hoher Musikgenuss. Helle Sinnenfreude verbreiteten schon die Aufheizer Tanertill. Gitarre und Schlagzeug, mehr brauchte das Duo nicht, um die Kacheln von den Wänden zu rocken. Denn die zwei Münchner haben Ideen für zehn – und können spielen wie zwanzig. Das klingt mal funky-progressiv wie Primus, mal abgepfiffen wie Hawkwind und mal düster wie Soundgarden; beeindruckend und unterhaltsam!
Dann kommen Harmful und machen ohne viel Federlesens genau das, wovon ihr Name kündet: bedrohlichen Krach! Ist das jetzt Noiserock, Indie, Hardcore oder Metal?  Schnuppe ist das! Aren Emirze lässt seine sandfarbene Fender Telecaster scheppern, dass die Ohren klingeln. Chris Aidonopoulos kontert mit meandernden bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Basslinien. Im Hintergrund wichst Flo Weber derartig auf seinem Schlagzeug herum, dass es nur durch stetiges Aufbringen neuer Schichten Gaffer-Band vor dem Auseinanderfallen bewahrt werden kann.
Was Harmful liefern, ist nicht weniger als der unheimliche Soundtrack zur Verwandlung Bruce Banners in den unglaublichen Hulk. Seit einem Unfall mit einer Gamma-Bombe mutiert der schmächtige geniale Wissenschaftler bei jedem Anflug von Wut in ein grünes rasendes Monster. Und plötzlich schrumpft der große leere Saal ganz klein zusammen, als würde der Hörer wie im Comic selbst zu einem hünenhaften Kraftprotz, der alles um sich herum kurz und klein schlägt. UuuuuaahAAAARRRRRRRGHHHHHH!

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