Das Münchner Duo Travel in Space hatte sich als „Country-Garage-Pop“ angekündigt. Klingt gut. Doch die Veranstaltung entpuppt sich ziemlich schnell als sozialpädagogische Jugendfreizeit, während der Halbwüchsige zur besseren Pubertätsfrust-Bewältigung mal so richtig auf verstimmten Gitarren herumschrabbeln dürfen. Dazu wird debiler Nonsens wie „Three Kids One Bike Tonight“ oder „Hoppe Hoppe Reiter“ herausgeplärrt. Lyrisch erinnert das streckenweise an die hessischen Nothincore-Helden A.O.K („Alex, Du Pferd“, „Puff, Puff, Puff die Eisenbahn“) – nur dass an diesem Freitagabend keiner lacht im Publikum.
Doch der schwache Auftakt ist schnell vergessen.
„It´s good to be back in the Alde Hackeriiieeeh“, sagt Molly Gene in gedehntem
Südstaatenakzent und beginnt stürmisch ihre halbakustische Gibson ES zu
bearbeiten. Milchbubis wie die Münchner
Raukadetten verspeist die US-Gitarristin und selbstständige Chefin ihrer
eigenen „One Whoaman Band“ vermutlich regelmäßig zum Frühstück. Gleich nachdem
sie am späten Nachmittag verkatert aus ihrem ranzigen Wohnwagen gestolpert ist.
Erst füllt sie sie ab, und dann vögelt sie ihnen auf der Ladefläche ihres
Pickups ihr jämmerliches Bisschen Verstand heraus, stellt man sich vor.
Natürlich nicht ohne die Jungens vorher gründlich ihr Instrument putzen zu
lassen; und den Trailer; und den Pickup.
Aber jetzt sitzt die Mitzwanzigerin aus Warrensberg,
Mississippi, auf der beengten Bühne den Alten Hackerei auf dem ehemaligen
Schlachthofgelände. Den Kopf mit dem ausgefransten Pagenschnitt umweht Zigarettenrauch,
wie Nebel die Grabsteine in einem 60er-Jahre-Gruselfilm der Hammer-Studios.
Dahinter an der Wand ragt ein riesiges Bullengehörn ins rote Scheinwerferlicht.
Vom schwarzen T-Shirt lugen Elvis, Johnny Cash und Hank Williams, die heilige
Dreifaltigkeit des Rockabilly, in den Barraum. Molly Genes dünne Beine stecken
in Jeans-Shorts und Nylons, die in den hohen mit Ziernähten versehenen Schäften
schwarzer Cowgirl-Stiefel verschwinden.
Mit den schrägen Absätzen tritt sie auf die Pedale
ihres in eine Kiste montiertes Percussions-Arsenals ein wie ein wütendes Kind.
Fast hört es sich an, als sei John Bonham in eine Kneipenschlägerei geraten.
Mehr schrubbend als zupfend entlockt sie ihrer Slide boshafte Klänge, dazu das
heisere Bellen einer mexikanischen Straßenhündin austossend. Konzeptionell
erinnert dieser Ansturm aus roher Plasmatics-Sexualität und dem Minimalsmus von
Seasick Steve an Punk Blues vom Schlage eines Bob Log – nur ohne Helm und mit
Titten. „Letzten Sommer war ich schon mal hier“, japst Molly Gene. „Ich wurde ohnmächtig, das
war ein gutes Konzert.“
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