Zu hoffen wäre jedenfalls auf eine Fortsetzung. Denn wie
lebenswert wäre diese Welt ohne eine Band, die klingt als hätten sich Status
Quo und Queen, samt einem Stapel DVDs klassischer Britcoms und einem Pfund
Speed, im Hinterzimmer eines Pub zum Songschreiben eingeschlossen? Dann doch
lieber Meteoriten! Die Toy Dolls also spielen eine Art pompösen Gute-Laune-Boogie,
der mit dem Adjektiv „Punk“ nur unzureichend beschrieben ist. Beim Zuhörer löst
er den unwiderstehlichen Drang aus, sich augenblicklich mit dümmlichem Grinsen
ein Bier über den Kopf zu schütten und dann den Stehnachbaren zu dessen
Überraschung aus dem Hinterhalt im hohen Bogen auf die Rempeltanzfläche zu
schucken. Kaum spielen Olga und seine beiden Mittäter in ihren quatschigen
gestreiften Anzügen und albernen bunten Sonnenbrillen die ersten drei Akkorde –
passiert genau das. Im Saal: stampede!
In den folgenden neunzig Minuten beweisen die Toy Dolls
einmal mehr, dass sie Meister des klassischen Entertainments sind. Eine um die
andere Maxipackung Frohsinn werfen sie unters
freudentaumelnde Publikum. Die Themenpalette, die Olga quäkend wie ein
betrunkener Gnom mit Nebenhöhlenkatarrh besingt, umfasst Schmerz-Salbe, die Türpolitik
von Nachtclubs („She goes to Finos“) oder entlaufene Zirkustiere („Nellie the
Elephant“). Dabei erweist sich der magere Mann nicht nur als Alliterations-Ass
("Decca`s Drinking Dilemma", "Credit Crunch Christmas").
Die meisten seiner supereingängigen
Refrains enthalten auch anheizende
Textbausteine wie „Hey“, „Ohhhh“ oder „Ridledidum“. Hinzu kommen herrlich billige
DIY-Showeffekte wie Riesen Knallbonbons, ein paar Eimer Konfetti, wie Uhrzeiger
drehbare ZZ-Top-Gitarren und rudimentäre Choreographien (Bass und Gitarre
gleichzeitig erst drei Schritte nach links, dann nach rechts und Kick).
Zum-schie-ßen!
Bei allem Augenzwinkern sind die „Dolls“ aber kein Comdy-Act
wie die Bloodhound Gang. Olga, der von sich behauptet, eigentlich Bassist zu
sein, ist ein Gitarrencrack, der es mit
jedem Metal-Shredder aufnehmen kann. Wie zum Beweis unternimmt er immer wieder
Ausflüge in klassische Gefilde, wie es Accept oder Manowar tun. Zum Beispiel zu
Bachs Toccata, die der 50-Jährige mit der Ansage, das Stück stamme von
jemandem, der noch älter sei als er, einleitet. Auch The Amazing Mr. Duncan am
Schlagzeug und Tommy Goober am Bass spielen ohne Fehl und Tadel.
Diese ganze Nummer ist so typisch englisch – bis hin zu Olas
fehlenden Backzähnen – wie Nachmittagstee oder der Anthony Eden-Hut von Winston
Churchill. Mit letzterem hat Ola nicht nur Kampfgeist, Humor und die große
Klappe gemein, er ist auch genauso unverwüstlich. Was man von diesem
Rezensenten nicht behaupten kann. Nach dem Konzert erst mal schön Fiery Jack-Schmerzgel
auf den vom Pogo-Tanzen malträtierten Rücken schmieren…waaaaaaahhhhhhhhhhhhhhh!
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