Die Revolution fällt heute aus – mangels Masse! Denn nur etwa dreißig Leute sind an diesem Donnerstagabend in die Alte Hackerei im Kreativpark auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in Karlsruhe gekommen, um das Konzert der argentinischen Punk-Band Argies zu sehen. Und eine ordentliche Masse, das weiß jeder, ist für umstürzlerische Aktivitäten jedweder Natur nun mal unverzichtbar. Doch von solchen Nebensächlichkeiten lassen die vier Latinos den Freiheitskampf nicht vermiesen, innbrünstig schmettern sie ihre Parolen in den halbleeren Raum.
Wogegen die Jungs eigentlich sind, muss dem
Nicht-Hispanophilen naturgemäß verborgen bleiben, selbst wenn er die Sprachbarriere
so unverzagt berennt, wie einen Polizei-Kordon beim Castortransport. Aber die
Vermutung, „gegen Alles!“, ist wohl
nicht allzu falsch.
Musikalisch bieten die Argies, benannt nach der abschätzigen
Bezeichnung der Engländer für ihre Gegner im Falkland-Krieg – recht konventionellen
Seventies-Punk. Der kommt mit vielen
„Aaaahs“, „Ooohs“, „Oioiois“ und gehöriger Rock´n´Roll-Schlagseite übers
ausgedünnte Kreuzberger Kopfsteinpflaster geholpert. Straßenkampf zum
Mitsingen; das macht durstig und lässt den Vino Tinto prächtig durch die Kehle
rinnen. Auf das bei Bands hispanischer Provenienz sonst übliche Ska-Gehumpse
und Getröte verzichten die Argies dankenswerter Weise. Als Betthupferl gibt es
schließlich noch ein paar Standards von den Ramones oder The Clash. Nett.
Unterm Strich dürften die Argentinier heutzutage allerdings allenfalls
noch16-Jährige zum Tragen von Che Guevara-Shirts und roten Armbinden sowie dem
ausstoßen von „Viva la Revolution“-Rufen verleiten. Für mehr ist ihr Fernet
Cinzano einfach nicht hochprozentig genug. Natürlich immer noch besser als das
ZDF-Abendprogramm, aber in der Hackerei waren schon sehr viel originellere
Bands zu sehen.
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