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Foto: Promo |
Frank Turner glaubt nicht an Gott! Er glaubt an die Kraft des Rock´n´Roll. Und
jeder, der diese Musik liebt, sollte an Frank Turner glauben. Der Mann aus dem
südenglischen Winchster spielt unverblümten Folk-Rock. So mitreißend und rüde
geht er dabei zu Werke, man fühlt sich glatt aufs Newport Folk Festival des
Jahres 1965 zurückversetzt, als Bob Dylan das erste Mal seine Gitarre in einen
Verstärker einstöpselte. Im Frühjahr eroberte er mit seinem Album „Tape Deck Heart“ die Herzen vom Kritikern und Fans, jetzt geht er
auf Deutschlandtour.
Der Titel war nicht bloß romantische
Reminiszenz an die 90-Minuten-Kassette, wie man sie noch Anfang der 90er Jahre
für liebe Menschen bespielte. Jene Zeit war prägend für den musikalischen
Schaltplan des heute 31-Jährigen, der ihn als festverdrahteten Analogiker
ausweist. Im zarten Alter von zehn sah der im Inselkönigreich Bahrain geborene
Sohn eines Investmentbankers und einer Schuldirektorin bei einem Schulfreund
ein Iron Maiden-Poster an der Wand hängen. „Es war das Motiv von ‚Stranger In A Strange
Land‘, dieser Zombie-Cowboy in der Zukunft“, berichtet der freundlich beredte
Turner, Begeisterung in der Stimme. „Ich hatte natürlich keine Ahnung, was das
ist, aber ich fand das Bild großartig!“
Sobald jung Frank in Erfahrung
gebracht hatte, dass es sich bei seiner Neuentdeckung um das Plattencover eine
Heavy Metal-Band handelte, waren die Weichen für seine Berufswahl gestellt.
„Ich zog los und kaufte mir
das ‚Killers‘-Album von Maiden. Seitdem wollte ich nichts anderes mehr machen,
als Musik spielen.“
Da Turner sein
Songschreiber-Handwerk ohrenscheinlich eher an The Clash und Fairport
Convention schulte, kann diese musikalische Epiphanie schon überraschen. „Meine
Musikerziehung verlief in umgekehrter Reihenfolge“, erzählt er. Außer für
Maiden begeisterte sich Turner, der mit
Bleistiftbart und dunklen Locken mehr wie ein italienischer Fußballer denn ein
englischer Troubadour aussieht, früh für instrumentelle Splitterholz-Enthusiasten
wie Metallica oder Pantera. Dank der schrillen Stirnband-Rocker Guns´N´Roses
und deren schwermütigen Henker Nirvana, fand er schließlich zum Punk,
„Descendents, Black Flag und all so was“.
Logische
Konsequenz: ein Engagement bei der Hardcore-Combo Million Dead, mit der er
zwischen 2001 und 2005 zwei Alben einhämmerte. Für Turner, der nebenher am
noblen Eton College und der London School of Economics (Mick Jagger lernte hier
sein Geld zählen) ein Geschichtsstudium absolvierte, eine lehrreiche Zeit: „In
Punk-Bands habe ich Spielen gelernt.“ Diese Urkraft steckt noch heute in ihm:
„Jeder Soundmann sagt, ich sänge verdammt laut. Ich habe einfach sehr viel
Übung darin, in ein Mikrofon zu brüllen.“
Heute läuft bei
Turner alles ein wenig kontrollierter, im Vergleich zu den Zeiten, als er durch
Glasscherben-übersäte Punkrockschuppen tingelte, statt sich in ausverkauften
Konzerthallen feiern zu lassen. Nach dem Ende von Million Dead schnappte er
sich eine Akustikgitarre, studierte die Songs von Bob Dylan, Neil Young sowie
Bruce Springsteen und zog aus, um sich vom wütenden Anarcho zum von Fans und
Kritikern gleichermaßen bewunderten Entertainer zu mausern.
Für Frank Turner
kein Bruch, sondern ein natürlicher Prozess. „Je besser ich zu singen und zu spielen
lernte, desto mehr Wege, mich auszudrücken, fand ich, die darüber hinausgingen,
mir das Hemd vom Leib zu reißen und herumzuschreien.“
Trotz der
Provenienz seiner Vorbilder ist sein Sound weder amerikanisch, noch glatt.
Turner und seine Begleitband, die Sleeping Souls, sind so unverkennbar britisch,
wie Monty Python’s Flying Circus, Tweed-Stoff oder Black Pudding. „Wenn man
Bruce Springsteen spielen hört, wird man schnell feststellen, dass er aus New
Jersey kommt“, erläutert Turner. „Dennoch singt er nicht nur über New Jersey,
sondern über Heimat. Sich von Springsteen beeinflussen zu lassen, kann
bedeuten, ihn zu kopieren oder eben dieses Ethos zu nehmen, das er verkörpert,
und darüber zu singen, woher man selbst kommt.“
Woher er kommt
und vor allem woran er glaubt, daran lassen Frank Turners von infektiösen
Hooklines befallene Lieder keinen Zweifel. Zeilen wie “I still believe in the
need/ For guitars and drums and desperate poetry” zeugen gleichermaßen von Witz
und Grandezza, wie man sie heute nur selten findet. Und so verkommt der lustige
Messias Turner, der nahezu ohne weltlichen Besitz – von einer tausende Stücke
umfassenden Plattensammlung abgesehen – im Haus eines Freundes lebt, sofern er
nicht gerade auf Tour ist, trotz seines gelegentlichen Hanges zur übergroßen
Geste nie zur Karikatur. Nicht einmal
wenn er singt,”There is no God, so clap your hands together“. Im Gegenteil,
seine Worte befeuern den Glauben des Hörers neu. Amen!
Dates:
Thu, 12 Sep, 2013, Munich, Backstage Werk
Sat, 14 Sep, Lindau, Club Vaudeville
Sun, 15 Sep, Graz, Kasematten
Mon, 16 Sep, Vienna, Arena
Tue, 17 Sep, Lausanne,
Les Docks
Thu, 19 Sep, Stuttgart,
Longhorn
Fri, 20 Sep,Cologne, E-Werk