Zeigt wie man richtig rockt: Adoneys JB Jables bei einem Auftritt im Soundcheck One. |
Denn was diese zierliche Gestalt, mandeläugig unterm roten
Pony hervorrehblickend, an Klängen in die Welt entlässt, ließ am Samstagabend,
29.11., im Jubez am Kronenplatz selbst hartgesottene Anhänger von krachender
Stahlsplitter-Musik so andächtig zuhören wie sonst nur Kleinkinder der
Gutnachtspieluhr lauschen. Düster sind sie, wie das an graue Klippen brandende
Meer bei Nacht. Dazu gedämpft verzerrte und vielfältige Stimmen, als hätten Poseidons Töchter Hausarrestund sängen traurig in der dunklen Tiefe ihrer feuchten Karzer.
Elektro-Nixe beim Landgang: New Bands-Festival-Gewinnerin La Petite Rouge. |
Dargeboten wird die Musik in bestrickend lebensfremder und
weltentrückter Weise: Als Antonia Rug, wie das Kleine Rote bürgerlich heißt, die
Gitarre zur Hand nimmt und amüsiert kichernd in die Runde fragt, ob das neulich
erst erlernte Wort „Klampfe“ allgemein bekannt sei, hebt sich mehr als eine
Augenbraue. „Ach, ich kenne ja so vieles nicht“, seufzt sie. „Klampft“ dann
aber richtig gut, was in verschrobene Folk Songs von nahezu Drake´scher Finesse
mündet.
Von der Professionalität und Coolness der 17-Jährigen Siegerin
hätten sich die meisten der übrigen Bands eine dicke Scheibe abschneiden
können: So wirkten etwa die Metalcore-Knaben von In Plastic im Vergleich zu
früheren, aggressiveren Auftritten unfokussiert und fahrig. Ebenso die New
Metal-Fraktion Mess Up Your DNA, die vor lauter Bemühen um stilistische
Vielfalt den roten Faden zu verlieren schien. Schade, denn gute Riff-Ideen und
einfallsreiche Breaks hatten die vier Jungs en Masse. Auch Something Redefined
hatten mit eingängigem Street Rock, mal mit Punk-, mal mit 70er-Schlagseite, gute
Ansätze zu bieten: Einprägsame Refrains und knackige Gitarren ließen den
Rock-Party-Bus anrollen. Indes machte der immer wieder ins Stottern geratende
Rhythmusmotor die Fahrt holprig. Leider keine Verbesserung zum Festival 2013,
bei dem die Karlsbader schonmal an den start gingen.
Spieltechnisch achtbar schlugen sich dagegen die drittplazierten
„Vision“. Das Trio aus Sängerin/Pianistin, Basser und Schlagzeugerin überzeugte
origineller Instrumentierung, kreativer Rhythmik und Mut zum Pop – dem
allerdings noch ein wenig der letzte Ohrwurmstich fehlt. Deutsche Texte könnten
helfen. Die Zweitplatzierten In Haze lieferten traditionellen Rock im Stil von
Traditionsrockbands wie Black Label Society oder Airborne in traditioneller
Besetzung, aus der insbesondere der sich wie ein junger Angus Young gebärdende
Gitarrist Julian Seiberlich herausragte.
Wie man wahrhaft richtig rockt, zeigten zum Abschluss die
Vorjahressieger Adoney, die außer Konkurrenz die Beratungszeit der Jury
überbrücken halfen: JB Jables (Gitarre), Chris Schottmüller (Bass), Alex Kohl (Drums)
und Lars Barkawitz (Vocals) sind einfach klasse Musiker. Im Gegensatz zu den
teils wesentlich älteren Kollegen im Wettbewerb ist ihr angegrungeter Alt-Rock längst
bundesligatauglich, mit deutlicher Tendenz zu den Europaleague-Plätzen.
Insgesamt ein recht Schwaches Finale – mit einer sehr, sehr
starken Siegerin. Junge Bands sollten sich ermutigt fühlen, bei der nächsten
Auflage im kommenden Jahr dabei zu sein. Bewerbt euch hier.