Der Begriff Stoner Rock steht nicht gerade für
Variantenreichtum: gepitchte Black Sabbath-Riffs, rollender Nockenwellen-Bass
und Fallhammer-Drums bilden den Unterbau für meist Süßblatt-glorifizierenden Gesang.
Repetitive Arrangements sorgen für Ekstase-Effekte, wie sie auch dem Blues
eigen sind. Soweit, so monoton. Umso erquicklicher ist es, wenn es einer Band gelingt,
innerhalb der engen Genre-Grenzen Neuland zu betreten – oder zumindest die ausgetretenen
Pfade zu verlassen. Das Stonewall Noise Orchestra gehört zu diesen Abweichlern.
Wie es seinem Auftritt am vergangenen Freitag in der Alten Hackerei auf dem
ehemaligen Schlachthofgelände unter Beweis stellte.
Das geht schon beim äußeren Erscheinungsbild der
Orchestermusiker los: Fünf Männer mit verquollenen Augen und tätowierten Füßen
stapfen auf die Bühne; entschlossen wie General Stonewall Jacksons Brigade in
die erste Schlacht am Bull Run. Mauerblümchen sind das nicht: Die Gitarristen
Mike und Snicke wetteifern offenbar um die Anita Pallenberg-Ehreninjektionsnadel
für den besten Jung-Keef-Lookalike, Basser Jonas geht mit schwarzem Bart und
Glatze glatt als Kerry King-Klon durch und Drummer Mr. Pillow – nun, der Name
spricht für sich. Sänger (Achtung, kein Witz!) Singen schließlich erinnert mit
rotem Bart und stechendem Blick ein wenig an Raimund Harmstorf; intoniert aber
besser.
Musikalisch wandeln die fünf Schweden aus Borlänge
auf dem Grat zwischen Heavy Metal und schwerem Bluesrock: Kyuss, QOTSA, Fu
Manchu, die üblichen Verdächtigen. Aber Songs wie „Good Ol´ Black Magic“ oder „Empire“
lassen mit beatlesken Einsprengseln und mäandernden Gesangslinien des Öfteren
an den Ozzy Osbourne der 90er Jahre denken. Nur mit mehr Dampf im Kessel. Also
in der Bong, meine ich. Hier und da schimmern noch Alice In Chains durch.Dazu
klassischer Hardrock.
Dargeboten wird das Ganze mit der Chuzpe einer
Jugendbande aus dem Plattenbau, aber ohne je unsympathisch oder gar arrogant
rüberzukommen. Klasse Band. Komisch, dass sie bislang über den Geheimtipp-Status
nicht hinausgekommen ist, obwohl der aktuelle Langspieler „Salvation“ schon das
vierte Album ist.